Abgabe von Korrekturbrillen

Seit 2011 werden in der Klinik St. Damien ophthalmologische Konsultationen und die Anfertigung von Korrekturbrillen angeboten. Dank der grossartigen Unterstützung von Visilab SA konnte ein Atelier zur Fabrikation von Brillen (Brillenmanufaktur) auf die Beine gestellt werden. Im Rahmen einer Partnerschaft mit Action Madagascar beliefert die Firma das Atelier mit gebrauchten Brillengestellen und Korrekturgläsern, die in den Filialen von Visilab zur Rezyklierung anfallen. Zusätzlich zu dieser materiellen Unterstützung entsendet Visilab SA etwa zweimal jährlich Optiker in die Klinik St. Damien. Diese schulen vor Ort das Personal, damit die Augenuntersuchungen und die Fabrikation der Korrekturbrillen zunehmend auf autonomer Basis möglich sein wird. Des Weiteren werden wir durch Visilab SA mit Geräten beliefert, welche die Sehtests und auch das Bearbeiten der Brillengläser ermöglichen.

Sehtests

In der Klinik St. Damien kümmert sich die madagassische Ärztin Alida, eine Ophthalmologin, um die Sehtests. Wie in Europa wird zuerst ein automatischer Test mittels Refraktometer durchgeführt. Im Anschluss wird durch Dr. Alida ein manueller Sehtest zur Ergänzung der Daten, die mit dem Refraktometer eruiert wurden, gemacht. Dieser dient sowohl allfälligen, feinen Korrekturen der maschinellen Daten als auch der Erkennung von einzelnen Augenerkrankungen.

Eine Optometristin von Visilab bei der Durchführung eines Sehtests

Eine Optometristin von Visilab bei der Durchführung eines Sehtests

Korrekturbrillenherstellung

Wenn alle Sehtests abgeschlossen sind, wendet sich der Patient an die Brillenmanufaktur. Falls dort eine passende, gebrauchte Korrekturbrille vorhanden ist, die sowohl punkto Korrekturmassen als auch punkto Physiognomie (zum Bespiel richtiger Augenabstand) den Bedürfnissen des Patienten entsprechen, wird diese Brille direkt an den Patienten abgegeben. Falls dies nicht der Fall ist, wählt der Patient ein Brillengestell aus und die benötigten Gläser werden speziell für ihn eingepasst. 

Diese Arbeiten werden von Patrick und Joëlson erledigt. Sie sind Mitarbeiter der Brillenmanufaktur. Sie wählen die passenden Korrekturgläser aus und passen diese danach mit einer automatischen Schleifscheibe an die Brillenfassungen an.

Patrick und Joëlson bei ihrer Arbeit in der Brillenmanufaktur

Patrick und Joëlson bei ihrer Arbeit in der Brillenmanufaktur

Konfrontiert mit anderen Bedürfnissen in Madagascar

Bei unserer ersten Lieferung von Brillengläsern nach Madagaskar lag der Schwerpunkt auf Gläsern zur Korrektur von Kurzsichtigkeit, welche in Europa die meist verbreitete Augenpathologie darstellt. Vor Ort stellten wir fest, dass hingegen ein viel grösseres Bedürfnis für Brillen zur Korrektur von Weitsichtigkeit besteht. Dies nicht deshalb, weil letztere Pathologie in Madagaskar häufiger wäre als die Kurzsichtigkeit, sondern schlicht, weil die Leute selten lesen. 

Das Tragen einer Brille gilt in Madagaskar gar als ein Zeichen von Wohlstand und Bildung und war ursprünglich nur einer kleinen Bevölkerungsgruppe vorbehalten. Amüsanterweise sind die vorgängigen Augenuntersuchungen auch darum wichtig. Es kann durchaus vorkommen, dass sich jemand ohne Sehprobleme rein aus Prestigegründen für eine Brille interessiert.

Eine erste Bilanz

Dank der exzellenten Zusammenarbeit mit Visilab SA ist dieses Projekt ein voller Erfolg. Es wurden bereits über 1000 passende Brillen abgegeben. Es ergeben sich seit 2011 aber trotzdem Probleme in der Umsetzung:

  • Zum einen sind die madagassischen Mitarbeiter noch nicht in der Lage, zu 100% autonom zu arbeiten. Derzeit wird die Mehrzahl der Brillen noch in den Phasen gefertigt, in denen Visilabmitarbeiter vor Ort sind. 
  • Andererseits häufen sich trotz Anpassungen der Maschinen an lokale Umstände (wie zum Beispiel die Umrüstung auf einen geschlossenen Wasserkreislauf, um Kontaminationen zu verringern) Pannen, die in erster Linie auf die hohe Luftfeuchtigkeit und auf den allgegenwärtigen Sand zurückzuführen sind. Visilab SA zeigt grossen Langzeiteinsatz und wird auch im Mai 2016 wieder Mitarbeiter nach Madagaskar entsenden, um das Projekt weiter voranzutreiben und um für bestehende Probleme gemeinsam Lösungen zu finden.